Sind politische Infostände noch zeitgemäß?

Bald wird wieder gewählt und darum sind sie wieder da: Bunte Schirme mit allen Farben des politischen Spektrums. Und darunter freundliche Menschen, die versuchen, den vorbeihuschenden Bürgerinnen und Bürger mit Kugelschreibern, Feuerzeugen und anderem Tand, davon zu überzeugen, ihr Kreuz an der gewünschten Stelle auf dem Wahlzettel zu machen.

Nach Art 21 unseres Grundgesetzes wirken die Parteien bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Aber schaffen sie dies mit Jutebeuteln und Einkaufschips? Finden tatsächlich politische Gespräche an den Ständen statt? Oder sind nicht vielmehr viele Bürgerinnen und Bürger froh, wenn sie unbehelligt an dieser Schirmreihe vorbeikommen, empfinden dies gar als Spießrutenlaufen? Tatsächlich nutzen manche diese Gelegenheit, um auf teils unflätige Weise ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen. Zu sachlichen Diskussionen führt dies allerdings nicht.

Politische Infostände sind ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Aus Zeiten, in denen es außer Zeitungen, Radio und wenigen TV-Sendern kaum Informationsmöglichkeiten gab. Mit der heutigen Medienvielfalt, insbesondere durch die Möglichkeiten des Internets, werden den interessierten Bürgerinnen und Bürger vielfältige Möglichkeiten geboten, sich in Ruhe zu informieren, das Angebotene kritisch zu bewerten und ihre Entscheidung zu treffen. Damit sind die Parteien natürlich herausgefordert, sich verantwortungsvoll dieser Medien zu bedienen, sie aktuell zu halten und verständlich über ihre Arbeit zu berichten. Und dies nicht erst ein paar Wochen vor der Wahl, sondern ständig. Denn mit der teils ehrenamtlichen Arbeit in den kommunalen Gremien beginnt der Wahlkampf bereits nach der Wahl. Und so verhindert man auch den Eindruck, dass die Bürgerinnen und Bürger nur vor der Wahl für die Parteien wichtig sind.

 

FDP Wiehl  - Hans-Joachim Günther